Dutzende Bilder, Audio- und Videoclips vor allem aber die Erinnerungen der 7 Experten des Geschichtstreffs ließen bei “Heiße Rhythmen aus Ruinen” die Sternstunden der Nachkriegszeit lebendig werden. Ihre Erzählungen vom “Hey, Hey Hey …” des Sergeant Hudak von den aufrüttelnden Rhythmen des Swing oder den Moden und Tänzen brachten das befreiende Lebensgefühl der Jugendkultur der 50er am Donnerstag auf die Bühne des Kulturzentrums Gemischtes.
Der Abend begann mit der eindringlichen Sirenenwarnung vor Luftangriffen und den Geschichten von den letzten Kriegs- und den ersten Nachkriegstagen und -jahren, die Wolfgang Zindler aus seinen Erlebnissen in West-Staaken und Spandau zu erzählen wusste. Zusammen mit Herbert Seitz legte er so den historischen Rahmen fest, vom Augenblick als die Waffen endlich schwiegen, über Währungsreform, der Aufhebung der Blockade bis zur Einkehr von Vergnügen und Freizeit in die Nachkriegsgesellschaft.
Mit der Erkennungsmelodie von “Frolic at Five”, der Kultsendung des AFN-Berlin, fingen die nächsten drei Experten an den “Schwung des Swings” nachvollziehbar zu machen, der von den internationalen Stars wie Glenn Miller, Benny Goodman, Gene Krupa oder Harry James und den lokalen Größen Berlins, von Kutte Widmann, Johannes Rediske, Walter Dobschinsky, Werner Müller oder Coco Schumann u.v.m. in ihr Leben gebracht wurde. Sowohl die Musik- und Filmausschnitte aber besonders ihre Erzählungen z.B. von Lionel Hampton 1953 in Berlin im Sportpalast und dem Kult um “the mess is here” machten allen Besuchern deutlich, da sitzen drei immer noch glühende Fans des Swing und Boogies auf der Bühne. Und bei den mitreissenden Songs und Bildern vom “Trumpet Blues” oder dem “Drum Boogie” kam auch tüchtig Schwung in Beine und Arme des Publikums im Saal.
Die Krönung dann, der Auftritt der Boogie- und Rock ‘n Roll-Tanzgruppe “Crazy Kids”, die im 50er Jahre-Outfit die Begeisterung wieder wecken konnten, die Anfang der 50er Jahre bei den beliebten Jitterbug- oder Boogie-Wettbewerben mit den Berliner Tanzstars Horst Todt oder Kalle Gaffkus aufkam.
Davon und von den Sehnsüchten und Realitäten der Moden von Petticoat über Lumberjack bis zu Brisk für die richtige Haarfrisur berichteten anschaulich die Experten Günter Neschokat, Jörg Sonnabend und Gisela Schmiedtke, ehe mit Musik, Bildern und den Geschichten von Aufrührerischem rund um den Film “Die Halbstarken” oder dem legendären Auftritt von Bill Haley 1958 im Sportpalast, bei dem die Fans ihre Wut über die Programmplanung am Mobiliar ausließen der vergnügliche Abend endete.
Selten, dass sowohl beim Publikum als auch bei den Akteuren des Programms vom Geschichtstreff, der sich regelmäßig im Gemischtes trifft, einhellig die Meinung vorherrschte: der Abend verlangt eine Wiederholung – aber dann bitte ohne die störenden technischen “Hänger” des Laptops mit den Bildern, Filmen und Songs.
Die Akteure des Abends vom “Geschichtstreff”: Horst Becker, Joachim Gottschalk, Günter Neschokat, Herbert Seitz, Gisela Schmiedtke, Jörg Sonnabend, Wolfgang Zindler und Thomas Streicher. Monika Seliger konnte nicht dabei sein aber dafür ihre Geschichten und Informationen.
Die Veranstaltungsreihe “Ein Stern für Gemsichtes” wird unterstützt mit Mitteln der EU, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Berlin im Rahmen der “Zukunftsinitiative Stadtteil” Teilprogramm Soziale Stadt.
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