Eigentlich schenken wir Meldungen aus Bilanzpressekonferenzen von Immobilienkonzernen eher geringe bis gar keine Aufmerksamkeit. Ganz anders aber wenn es, wie am vergangenen Dienstag, um die Ergebnisse der in Luxembourg geführten, schon heftigst angeschlagenen Adler Group geht, deren Tochter Adler Real Estate die großen Berliner Wohnbestände führt, darunter viele hundert bei uns in der Großwohnsiedlung am Pillnitzer und Loschwitzer Weg.
Nach dem Verlust von 1,2 Mrd. Euro im Jahr 2021 weist auch die – ebenso ohne das erforderliche Wirtschaftsprüfer-Testat gebliebene – Bilanz 2022 sogar einen Verlust in der schwindelnden Höhe von 1, 7 Milliarden Euro auf. Was durchaus den Verdacht erhärtet, dass der aus ADO, Consus und Adler/Westgrund entstandene Immobilienriese, mit bundesweit mehreren, schon seit Monaten brachliegenden Großbauprojekten ( u.a. Umbau des Steglitzer Kreisels) seine durch Binnenverkäufe in die Höhe geschwindelten Werte, heftigst korrigieren musste.
Dazu aber kommen noch insgesamt rund 7 Milliarden Euro an Schulden wovon gerade mal ca die Hälfte Verbindlichkeiten sind, gegenüber den Anteilsgläubigern. Eine Insolvenz konnte noch umgangen werden, weil die Fälligkeit dieser 3,2 Mrd € Schulden um ein Jahr verlängert werden konnte und ein Londoner Gericht dem Unternehmen bestätigt hat, dass ihr “Restrukturierungsplan” eines “Resterampe-Ausverkaufs” von Immobilien und vor allem der Entwicklungs- und Bauprojekte – nach britischem Recht – auch gegen den Widerspruch von Gläubigern vorgenommen werden darf.
Erstaunlich, dass angesichts der Verluste und des milliardenschweren Schuldenbergs der Vorstandschef Thierry Beaudemoulin und sein Finanzvorstand Thomas Echelmeyer, bei gleichzeitig schrumpfenden Nettoerträgen aus der Vermietung* und den eher bescheidenen Erwartungen bezüglich der Erlöse beim Ausverkauf ihrer Projekte und Immobilien, noch so viel Zuversicht zeigen, dass es ihnen gelingen wird, eine Zerschlagung des Konzerns zu verhindern und eine solide Basis zu erhalten, für eine Zukunft als Immobilienunternehmen, das sich auf den soliden Wohnungsbestand in Berlin und auf wenige lokale Projektentwicklungen konzentrieren kann.
Ob es ausreicht, dass inzwischen wenigstens für die in Berlin ansässige Tochter Adler Real Estate AG und ihre gut 10.000 Wohneinheiten ein Wirtschaftsprüfer gefunden wurde, der bereit ist, deren Bilanzen zu prüfen und zu testieren? Schaun wir mal!
*Die Nettomieterträge sind von 346 Mio 2021 auf 244,5 Millionen € in 2022 gesunken und sollen im laufenden Jahr auf eine Summe zwischen 207 – 219 Mio Euro zurückgehen.
zum Nachlesen:
• Was wird aus den Adler-Beständen in der Wissell-Siedlung? v. 12. April 2023
u.a. mit mehreren Links zu dem Thema der “Adler-Krisen” am Ende des Beitrags
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