Am Sonntag kann man sie live hören und sehen: Die BigBand “JG – Jazz Generation” unter Leitung des Bandleaders Joachim Gottschalk, der seit fast 40 Jahren bei uns in der Rudolf-Wissell-Siedlung lebt.
Davon dass die Musik von JG jung ist, jung hält und sofort in die Beine geht, sollten Sie sich am Sonntag selbst überzeugen – hier gibt es nach Click auf “Weiterlesen” einen kleinen Einblick in das Musikerleben von Joachim Gottschalk .
„JG“ ist nicht nur das Namenskürzel für Joachim Gottschalk sondern steht für sein Leben als ein Vertreter der „Jazz Generation“ , die im Nachkriegsdeutschland das neue Lebensgefühl von Freiheit sich mit den lange als „entartete Musik“ verpönten federnden Rhythmen des Jazz und Swing angeeignet haben, die via AFN über den Atlantik herüberschwappten.
Bevor die Musik von Count Basey, Glenn Miller, Duke Ellington oder der Dorsey-Brüder das berufliche Leben von Joachim Gottschalk beeinflussen durfte, musste 1950 erstmal eine „seriöse“ Karriere als Elektriker bei Siemens mit anschließendem Ingenieurstudium an der Fachhochschule im Wedding begonnen werden. Doch genau in den Jahren kamen die entscheidenden Impulse für die später folgenden Engagements als Jazzer und Trompeter in Tanzorchestern.
Wie so manche aus der Swingjugend wollte ein Freund von JG eine Band aufmachen, kaufte sich eine Trompete, aber für das Trompete lernen hat dann die Begeisterung doch nicht gereicht. So kam JG für 35 DM zu der nur wenig gebrauchten Trompete des Kumpels und fing an „Musik zu machen“. Ein Siemensianer zu sein war dabei förderlich, denn es gab zu der Zeit einen sehr aktiven Betriebs-Kulturverein der sogar ein symphonisches Orchester „Schaltwerkorchester“ unterhielt und vom Posaunenchor bis zur Siemens-Bigband reichten die parallel verlaufenden Lehrjahre als Musiker. Unterdessen wurde Joachim Gottschalk klar, dass ihn die Spannung und Schwingungen der Lippen beim Trompete spielen weit mehr begeistern können als elektromagnetische Schwingungen und Stromspannung und er strebte erfolgreich die Aufnahme und weitere Ausbildung im Musikkonservatorium an.
Die Weichen waren gestellt für eine Profikarriere als Musiker die ihn quer durch ganz Europa führte. Noch vor dem Mauerbau spielte er mit Wittkowski in einem Tanzorchester, das oft bei RIAS zu hören war. Dem folgten Engagements in so namhaften Ensembles wie dem von Ott Kolmsee, mit dem er u.a. den als „Mister Wunnebar“ legendär gewordenen Schlagersänger und Entertainer Lou van Burg auf einer Tournee begleitete.
Mitte der 70iger Jahre war die Zeit der guten Geschäfte mit populärem Jazz, Swing und Tanzmusik in Bigbands vorbei, was zum einen am Musikgeschmack der Zeit aber auch an dem Sieg der technischen Playback-Begleitung lag in deren Folge sich kaum noch Veranstalter oder Sender die hohen Kosten eines vielköpfigen Live-Orchesters leisten wollten. Joachim Gottschalk ging wieder zurück in seinen Ingenieurberuf. Seine Swing-Leidenschaft führte ihn jedoch noch an vielen Wochenenden vom Pillnitzer Weg aus in den Schöneberger Prälaten, in dem seinerzeit auch der Berliner Presseball stattfand, wo er in Orchestern u.a. mit Wittkowski und Gerber zum Tanz aufspielte. 1985 gründete er dann mit langjährigen Musikerfreunden seine eigene JG Jazz Generation Bigband. Mit dem Eintritt ins Rentenalter war dann auch genügend Zeit vorhanden um daneben noch im Berliner Zollorchester zu spielen.
Die Liebe zur Musik und die Leidenschaft für neue eigene Arrangements hat ihn nicht ruhen lassen, und er leitete bis Anfang diesen Jahres neben seiner JG-Band auch noch das Spandauer Seniorenorchester, das u.a. im vergangenen Jahr im Kulturzentrum GEMISCHTES oder des öfteren im Rathaus bei öffentlichen Auftritten die Säle gefüllt hat. Das war eine besondere Herausforderung für den Bandleader und Arrangeur Joachim Gottschalk, denn im Seniorenorchester spielen ehemalige Profis und Amateure die aus ganz unterschiedlichen Musikrichtungen kommen und obendrein noch für Tanzorchester unübliche Instrumente in das Ensemble einbringen, für die er erstmal noch die Arrangements und Partituren erstellen muss.
Davon, dass ihn das Musikerleben jung hält und großen Spaß bereitet kann und sollte sich jeder am Sonntag, den 20 Juni um 17.30 Uhr beim Auftritt der JG Jazz Generation Big Band selbst überzeugen.
Schreibe einen Kommentar